Bundesgartenschau 2029 - LOOP IT!
Ort Rüdesheim am Rhein
Thema Parkgestaltung
Fachrichtung Landschaftsarchitektur
Verfahren nicht offener Wettbewerb
Zeitraum 10|23 – 02|24
Auslober:in FRAGEZEICHEN
shortstory // Auf die Plätze - los!
HERNE BAY
Prolog – kritische Ortsgefühle: Ich komme an am Herne-Bay, was heißt der Name eigentlich? Strand, Meer, bunte Häuser, rauschender Wind, Weite – ja Weite ist hier. Gähnende Weite auf Autos und Autos. Es ist laut. So mitten im Platz fühl ich mich als Mensch verloren. Die Straße dröhnt. So laut – ich kann kaum denken, gar mich unterhalten. Ein paar Schritte zum Haus, hier ist viel los. Eis bei dem Wetter? Ja, trotz Kälte und Wind isst man ein Eis. Wahrscheinlich wie in Herne-Bay. Hier bleibe ich, im Schutz des Hauses.
„Ein Gefühl von einem geschützten Raum, hoch oben in den Dünen, zwischen den wehenden Gräsern. Auf einer Holzveranda eines Cafés sitze ich und schaue den Kindern zu, beim Spielen auf dem „Sandhügel, zwischen den bunten Strandhäusern. Die anderen sitzen unterm‘ Sonnensegel, lassen bei Flut die Füße ins Wasser baumeln. Eine frische Brise zieht hinein, die Bäume rauschen und bringen frische Luft. Moment – Bäume am Meer? Ach ja, wir sind in Waltrop!
KIEPENKERL
Prolog – kritische Ortsgefühle: Weiter geht’s zum Kiepenkerl. Der Weg dahin, entweder dunkel und eng oder dunkel und gähnend lang ohne viel Schönes zu sehen. Grün fehlt hier, überall. Ich seh‘ den Kiepenkerl, es rauscht. Die Platanen zeigen ihr schönes Blätterdach, ein Blick nach oben, so schön. Der Blick nach unten zeigt viel Pflaster und Pflaster. Vereinzelte Geschäfte, leben nach innen. Warum nach innen? Der Raum ist spannend – so geschützt und intim im Vergleich zum Herne-Bay aber so trostlos irgendwie.
Eine laue Sommernacht, viel Trubel und Wein für den Kiepenkerl. Im Schutz der Arkade sitze ich, lausche den Gesprächen. Der Blick auf mein Gegenüber und im Hintergrund das Grün bei Nacht. Der Stamm angestrahlt vom Kiepenkerl. So steht er da, fast in der Wildnis. Ein Relikt aus vergangener Zeit und jetzt ein Monument für in der Landschaft.
Waltrop ist als Stadt gesäumt von Grünraum, welcher sich durch den Moselbachpark auch in die Stadt hineinzieht. Die Grünstruktur verliert sich jedoch im Kern, der Innenstadt, und es klafft eine graue Lücke zwischen dem Moselbachpark und dem Park am Stutenteich. Die Bestandsgehölze bieten kaum noch eine Klimafunktion und bodennahes Grün existiert nicht. Diese Lücke versucht der Entwurf zu schließen. Dabei steht sowohl der Mensch im Raum der Innenstadt im Fokus, aber auch die Verbindung von Flora, Fauna und wichtigen Klimafunktionen.
Strukturell dient der Herne-Bay Platz vor allem als Ankommens Ort, während der Kiepenkerl-Platz der Drehpunkt und das Herz der Innenstadt ist. Die Bewegungsströme zwischen und auf den Plätzen spielen für den Entwurf eine elementare Rolle. Dazu wird auf beiden Plätzen ein Schwerpunkt auf die Aufenthaltsqualität gelegt. Verbunden bleiben die beiden Plätze vor allem durch die Wiederverwendung des roten Pflasters als Identitätsträger und durch ein neues Beleuchtungskonzept, welches den Shortcut der Dortmunder Straße im Süden aber auch die Isbruchstraße erstmals beleuchtet und dadurch den Angsträumen entgegenwirkt. Die Mischung mit neuen Bodenbelägen und gestaltgebenden Formen aus Mulden und Hügeln gibt den Plätzen eine neue (bisher nicht dagewesene) Qualität sowie eine klimatisch nachhaltige Funktion.
Die beiden Plätze sind in ihrer Struktur und Nutzung aktuell vollkommen unterschiedlich, haben jedoch eines gemeinsam: eine starke Versiegelung und wenig bis keine Klimafunktion. Daher werden beide Plätze im Entwurf aufgebrochen und teilweise entsiegelt, ohne dabei gleich behandelt zu werden. Der Kiepenkerl-Platz erhält eine mittige Tiefenbohrung für eine neue Klimafunktion, da eine zu großflächige Entsiegelung unwirtschaftlich aufgrund der vielen Bodenschichten erscheint. Der Herne-Bay Platz wird etwas großflächiger entsiegelt und erhält seine neue Klimafunktion vor allem aufgrund der vielen neuen unterschiedlichen Pflanzflächen und Höhenstaffelungen. In der Bepflanzung wird eine Flächenbegrünung von 70% Stauden und 30% Sträuchern unter den Bäumen angestrebt. Dabei sind die Sträucher heimische Arten, die eine Nahrungsquelle für Insekten bieten und Nistmöglichkeiten für Vögel. Die Gehölze haben viel Wurzelraum und können wieder als Biotop-Trittsteine in der Innenstadt funktionieren.